Vins Doux Naturels (Natürliche Süßweine)

SuessweinDie bereits in der Antike hoch geschätzten, „großzügig“ genannten Süßweine wurden bis ins 13. Jh. Im Wesentlichen aus sehr spät gelesenen Trauben hergestellt. Doch 1285 entwickelte der Arzt Arnau de Vilanova, der am Hofe des Königs von Mallorca seine Kunst ausübte und an der Universität Montpellier lehrte, den „mutage“ genannten Prozess des Stoppens der Weingärung durch Zugabe von Weindestillat. Auf diesem Prozess beruht die Herstellung der Vins Doux Naturels.

 

DAS GEHEIMNIS DER MUTAGE

 

Mutage sur grain

Süße Rotweine wie Rivesaltes Grenat, Maury oder Banyuls gären zunächst auf der Maische, bevor Alkohol hinzugefügt wird. Derlei auf der Maische aufgespritet (muté sur grain) enthält der spätere, konzentrierte Süßwein viel Farbe und Aromen aus den Beerenhäuten.

 

Mutage sur jus

Hier wird während der Gärung der reine Most aufgespritet, ebenfalls um die Verwandlung des Zuckers in Alkohol zu stoppen und so einen Wein herzustellen, der noch einen Teil der in der Traube enthaltenen, natürlichen Süße aufweist.

 

KÖSTLICHE, NATÜRLICHE SÜSSE IN ROT UND WEISS

Für die Vins Doux Naturels werden verschiedene Rebsorten verwendet: Alle Vertreter der Grenache-Familie, Macabeu, Tourbat (auch Malvoisie du Roussillon genannt), mehrere Muscat-Sorten. Bei weißen Süßweinen wie den Muscats wird zunächst das Traubengut gepresst und anschließend der Most allein vergoren. Manche Weine werden vor dem Pressen einer 6 bis 12 Stunden langen Hülsenmaischung unterzogen: Bei dieser kurzen Gärung geben die Beerenhäute Aromen an den Most ab, die im späteren Wein als Noten von Rose, Grapefruit, Zitrone, Minze, Litschi u. a. wahrgenommen werden.

 

DER AUSBAU DER VINS DOUX NATURELS

Außer den Muscats und denjenigen roten Süßweinen, die bereits früh abgefüllt und jung getrunken werden, dauert der Ausbau der Vins Doux Naturels von 1 bis zu 20 Jahren oder noch länger, damit sich ihr ganzes, komplexes Bouquet entwickeln kann. Ein offener Luftkontakt beschleunigt bei manchen Weinen unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen und Sonnenlicht den Reifungsprozess, der nach der Abfüllung in Flaschen 9 bis 12 Monate später verlangsamt fortgeführt wird.

 

Vins moelleux (Süßweine)

 

CLAIRETTE-WEINE

Clairette-Weine werden trocken oder als Süßwein ausgebaut und können jung oder oxidativ gealtert («rancio») genossen werden. Mit seinen kräftigen Pfirsich- und Honignoten kommt der Clairette-Süßwein wohl dem Weintypus aus der Römerzeit recht nahe. Die «Clairette du Languedoc» ist das kleinste AOC-Anbaugebiet des Languedoc und zugleich eines der ältesten. Es umfasst die Hanglagen den mittleren Herault-Tals. Die Herkunftsbezeichnung «Clairette de Bellegarde» setzt sich aus der Rebsorte und der Gemeinde zusammen. Die Reben wachsen auf steinigen Roterde-Böden vor den Toren der Camargue, zwischen Arles und Nîmes. Das Klima ist mediterran.

 

«DIE SPÄTLESEN»

Im IGP-Anbaugebiet «Pays d’Oc» werden köstliche Süßweine aus extra spät gelesenen Trauben gekeltert. Die natürlicherweise eintretende Extraktkonzentration durch Überreife wird im Languedoc-Roussillon bereits seit dem Altertum zur Erzeugung von Likörweinen genutzt. Dass diese Spätlese-Tradition sich über die Jahrhunderte erhalten hat, ist schriftlich belegt. Sie wird von unseren Winzern auch heute noch meisterhaft beherrscht, wie die charakterstarken Spezialitäten aus der Muscat-, Sauvignon- oder Grenache-Traube, aber auch aus selteneren Rebsorten wie dem Viognier, eindrucksvoll belegen.